London, Doping und DJ
In London schwitzen
zehntausendfünfhundert Sportler, während dreißigtausend Journalisten berichten,
auch darüber, dass Phelps ins Becken pinkelt, Bolt drei Schwedinnen in sein
Zimmer ließ und dass die Bronzemedaillengewinnerin im Judo, Edith Bosch, den
Flaschenwerfer, der beim 100-Meter-Finale am Platz vor ihr saß, überwältigte
und solange festhielt, bis die Ordnungshüter ihn in Gewahrsam nahmen. Und wenn inmitten
des Trubels einer des Dopings überführt wird, tun alle so, als sei das etwas
Besonderes, das Doping, und der Ertappte eine Ausnahme, als wären die Rekorde,
weswegen wir alle zuschauen, allesamt sauber gewonnen worden, wie beim
Gewichtheben oder beim Kugelstoßen - wo ich neulich am Bildschirm nachlesen
musste, um welche Kategorie es sich handelt, weil es mir an den Gesichtern
unmöglich war herauszufinden, ob männlicher oder weiblicher Wettbewerb -
gleiches gilt fürs Schwimmen, Laufen, Springen, Radeln, Werfen, und natürlich
auch fürs Gehen, wobei selbstverständlich für alle die Unschuldsvermutung gilt,
bis, ja, bis man sie erwischt. Und am Schluss, weil ich es sympathisch fand,
noch Tyler Clark, Gewinner über zweihundert Meter Rücken in olympischer
Rekordzeit, der unmittelbar nach dem Rennen auf die Frage eines Reporters, ob
er jetzt feiern gehe, lächelnd und ruhig antwortete, nein, er gehe jetzt zur
Arbeit, er sei nämlich auch DJ und als solcher in einem Londoner Club drei
Stunden nach seinem Finale als Headliner gebucht, sich anschließend wegdrehte
und ging.