Polster mit Ausblick
Öffentlicher
Parkplatz, eine ältere Dame versucht sich im Einparken. Die Parklücke ist groß
genug, nur der Einschlag will nicht gelingen. Erst nach hundert Auf- und Abwärtsbewegungen
ihrer Arme stellen sich die Vorderräder in die gewünschte Richtung, ihre Sitzposition
entpuppt sich spätestens jetzt als ungünstig nahe am Armaturenbrett, die
Nasenspitze berührt fast das Lenkrad. Manöver geglückt. Ihr Kleinwagen steht
nun neben einem Mercedes, auf dessen Hutablage tatsächlich ein Hut liegt. Ein
Verkehrsteilnehmer, denke ich spontan, hinter welchem ich Abstand halten würde,
befände sich dieser mit seinem Auto vor mir auf der Straße. Schmunzeln. Jeder
hält sich selbst für den besten Fahrer, was (mangels Beweise) reine
Selbstüberschätzung ist. Vielleicht wird diese Meinung genährt durch
Beobachtungen anderer Verkehrsteilnehmer, die während der Fahrt in ihrer Nase nach
Verwertbarem stöbern, SMS beantworten, unterwegs mit neunzig km/h im
Handschuhfach nach einer CD oder einem Kaugummi suchen, oder die gesamte
Landschaft erkunden, also auf alles achtgeben, die Straße ausgenommen. Die Frau
steigt aus, ich beobachte sie, sie ist rundlich und klein, dass sie überhaupt
die Straße sieht, wenn sie im Auto sitzt, wundert mich. Genau in diesem Moment,
bevor die Tür des kobaltblauen Opel Corsa zuschlägt, erhasche ich einen Blick
auf den Sitz. Mit einem bunt karierten Stoff überzogen liegt es dort, das
Polster mit Ausblick.